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Nachdem der vorherige Tag ja sehr erfolgreich war geben wir es auf hier nach freien Pässen zu suchen. Zurück nach Frankreich scheidet aber aus da dort immer noch Regen festhängt. Bleibt also nur die Flucht nach Norden Richtung Schweiz. Doch zwischen unserem aktuellen Standort und dem nächsten Pass - der Simplon Pass an der Grenze zur Schweiz - liegen einige hundert Kilometer und topfebenes Land. Aber wir haben keine Wahl. Nach einem leckeren Frühstück geht es auf kleinen Sträßchen zur SR20 die uns dann, fast kurvenlos, zur SP7/SP662 und schließlich über die SP3, SS231 und unzählige weiter schnurgerade SS und SP Straßen und gigantische Kreisverkehre bis nach Vercelli bringt.
Schon auf der letzten Pause unterwegs hatte ich mit Sorge meine nicht mehr vorhandenen, hinteren Bremsbeläge betrachtet. Wenn da nicht bald was draufkommt, war’s das mit der hinteren Bremse. In Vercelli sehen wir dann im vorbeifahren einen freien Motorradhändler und drehen kurz um. Mit etwas Glück kann er mir sagen wo ein Suzuki-Händler ist. Doch das braucht er gar nicht. Als ich ihn mit Händen und Füßen zu meinem Motorrad lotse und mit einem "Finito" auf die hintere Bremse zeige sagt er nur "Ahh, si. Momento." und verschwindet in der Werkstatt. Ein paar Minuten später kommt er mit einem Satz Bremsbeläge und einem Mechaniker wieder raus, sagt etwas dass ich natürlich nicht verstehe und schon liegt der Mechaniker neben meiner Karre auf dem Boden. Mirko und Smokie schauen sich derweilen im Laden um und quatschen ein wenig. Nach etwa 15 Minuten steht der Mechaniker wieder auf und geht in die Werkstatt zurück. Etwas ungläubig schaue ich mir die Bremse an - Tatsache, der hat in 15 Minuten mit einem Schraubenzieher und einem Maulschlüssel die Bremsbeläge gewechselt. Ohne das Rad oder die Bremszange auszubauen?!? Ich gehe in den Laden zurück. Mirko und Smokie fragen ob das mit der Bremse klappt. Ich schau sie immer noch etwas verdutzt an und sage, dass der schon fertig ist und gehe rein zum bezahlen.
Der Meister tippt was im Computer rum, sagt dann irgendwas zu mir und zeigt mir drei Finger. Ich denke so - Mist 300 Glocken aber was solls, ich muss ja weiter. Ich reiche ihm meine Karte, er mir das EC-Gerät. Moment mal, da stehen nur 30 Euro? Aber offensichtlich ist es kein Fehler. Ich zahle und während ich gehe und den zwei anderen erzähle, dass ich eben in 15 Minuten und für 30 Euro die hinteren Bremsbeläge gewechselt bekommen habe, überlegen wir, ob es sich rechnen würde für die Durchsicht immer hierher zu fahren.

Mit neuen Belägen und unter strahlend blauem Himmel geht es weiter und da wir nun wieder in die Berge kommen, macht das Fahren auch wieder Spaß. Wir passieren den Lago d'Orta und halten in Omegna nochmal an. Wenn schon Italien dann wenigstens noch ein Eis und ein Cappuccino am Wasser in der Sonne. Soviel Zeit muss sein.
Wenige Kilometer später fahren wir auf die E62 auf - Highway zum Simplon-Pass. Hätten wir vorher gewusst wie öde die Piste ist hätten wir wohl lieber noch eine Stunde mehr investiert und wären auf der Landstraße weitergefahren. Aber zu spät, das 4 spurige Asphaltband katapultiert uns in Rekordzeit bis zum Pass hinauf und wieder hinunter nach Brig. Auf der Abfahrt hätte man noch mehrmals die Möglichkeit gehabt, auf die alte Passstraße abzuzweigen doch bei 130 Sachen die kleinen Ausfahrten zu finden war fast unmöglich.

Mittlerweile ist es, obwohl die Sonne scheint, recht kühl geworden und so wechseln Mirko und ich auf der Anfahrt zum Furka/Grimsel Pass von Sommer auf Winterklamotten. In Gletsch biegen wir dann zum Grimsel-Pass ab. Es war die ganze Zeit über schon extrem windig gewesen, doch oben auf dem Grimsel wirft uns der Sturm fast mitsamt den Motorrädern um. Wir machen nur schnell das obligatorische Foto und wollen nur noch schnell wieder runter.
Mirkos Versuch die kleine Runde um den See zu drehen scheiter - wer hätte etwas anderes erwartet - schnell an einer massiven Schranke die von der Nichtbefahrbarkeit der Straße kündet. Wir stoppen noch kurz an der Staumauer beim Hospitz und fahren dann bis Meiringen weiter. Im Hotel Baer beziehen wir unser letztes Nachtquartier und lassen den Tag in einer sehr gemütlichen Pizzeria ausklingen.